• Editorial
  • November 2024

Seit Juli 2024 hat das berühmte Théâtre National de l'Odéon in Paris einen neuen Directeur, Julien Gosselin. Nach seinen eigenen Worten ist diese neue Aufgabe die „wahnsinnigste Herausforderung“, die er je annehmen konnte. 

Im Théâtre de l´Odéon hat er schon zahlreiche Theaterstücke inszeniert und er kennt das Theater sehr gut. Für ihn ist die europäische Prägung die grundlegende Identität des Odéons. Es heißt ja auch Théâtre de l´Europe! Julien Gosselin hat an der Volksbühne in Berlin und am International Theater Amsterdam gearbeitet und junge europäische Künstler unterstützt, die in Frankreich noch unbekannt sind. 

Heute geht es Julien Gosselin darum, diese Arbeit fortzusetzen und der neuen Generation der jungen Regisseure auf den großen Bühnen Europas Chancen zu geben, zum Beispiel dem katalanischen Kollektiv El Conde de Torrefiel und der österreichischen Regisseurin Florentina Holzinger (bekannt für die Opernperformance Sancta in der Staatsoper Stuttgart).

Julien Gosselin betont, dass das europäische Thema für ihn auch eine Öffnung über die Grenzen Europas hinaus bedeutet: „Ich möchte Künstler aus Afrika, Lateinamerika oder Asien einladen. Das ist der Schwerpunkt meines Projekts und ich möchte, dass das Théâtre de l 'Odéon wieder eigene Produktionen auf die Bühne bringt.“

Bei der angespannten finanziellen Lage der öffentlichen Haushalte in Frankreich wird die Arbeit nicht einfach sein. Gleichzeitig soll ein breiteres jüngeres Publikum mit neuen Kreationen, Konzerten, Festen ins Theater gelockt werden, damit die Theater überleben können. 

Das ist auch die Problematik, mit der deutsche Bühnen zu tun haben. In Stuttgart wenden sich die Staatsoper und das Schauspiel Stuttgart auch an ein neues, breiteres Publikum.

Daraus könnten sich interessante Kooperationen zwischen dem Théâtre de l´Odéon, der Staatsoper und dem Schauspiel Stuttgart ergeben. Das wären schöne, anregende Perspektiven, über die sich unser Förderverein freuen würde.

November 2024

Catherine Gebhardt-Bernot